Als Lektorin liebe ich meinen Beruf. Ich arbeite mit spannenden Texten, helfe Autoren dabei, ihre Gedanken klar und präzise auszudrücken, und darf Teil kreativer Prozesse sein. Die meisten meiner Kunden sind wertschätzend, offen für Vorschläge und erleichtert, wenn ihr Text nach dem Lektorat glänzt. Doch wie in jeder Dienstleistungsbranche gibt es auch hier manchmal Herausforderungen.
Schwierige Kunden begegnen mir in verschiedenen Formen. Da sind die Perfektionisten, die ihren Text unzählige Male überarbeiten und auch nach der dritten Korrekturschleife noch Zweifel haben. Sie möchten, dass alles „perfekt“ ist, trauen sich aber nicht, eine finale Entscheidung zu treffen. Dann gibt es die Besserwisser, die ein Lektorat beauftragen, aber eigentlich gar keine Änderungen wollen. Sie haben sich so an ihren Text gewöhnt, dass jede noch so kleine Anpassung eine Diskussion auslöst. Besonders herausfordernd sind die Unsichtbaren: Sie melden sich wochenlang nicht, reagieren nicht auf E-Mails – und dann plötzlich, kurz vor einem wichtigen Abgabetermin, soll alles „ganz schnell“ gehen. Und natürlich gibt es auch die Preisverhandler, die nach einem Kostenvoranschlag zurückschreiben: „Könnten wir da noch was am Preis machen? Es sind doch sicher nicht so viele Fehler.“
Solche Situationen können frustrierend sein, aber mit der Zeit habe ich gelernt, damit umzugehen. Klare Kommunikation ist das A und O. Ich mache von Anfang an transparent, was ein Lektorat beinhaltet, wie lange es dauert und welche Kosten damit verbunden sind. Eine detaillierte Preisübersicht hilft, Diskussionen über den Wert meiner Arbeit zu vermeiden. Außerdem habe ich mir angewöhnt, realistische Deadlines zu setzen und mich nicht von Last-Minute-Anfragen unter Druck setzen zu lassen.
Manchmal ist es auch notwendig, Grenzen zu setzen. Früher habe ich mich gelegentlich dazu hinreißen lassen, Kunden entgegenzukommen, auch wenn es für mich nicht ideal war – sei es durch überstürzte Korrekturen oder Preisnachlässe. Doch mit der Zeit habe ich erkannt, dass Wertschätzung keine Einbahnstraße ist. Meine Arbeit erfordert Zeit, Fachwissen und Sorgfalt – und das darf sich auch in der Zusammenarbeit widerspiegeln.
Trotz gelegentlicher Herausforderungen überwiegen die positiven Erfahrungen bei weitem. Ich habe das Glück, mit wunderbaren Autoren zu arbeiten, spannende Texte zu lesen und durch meine Arbeit einen echten Mehrwert zu schaffen. Jeder gelungene Text, jede dankbare Rückmeldung und jedes erfolgreiche Buchprojekt zeigen mir, warum ich diesen Beruf liebe.
Schwierige Kunden gibt es in jeder Branche – die Frage ist nur, wie man mit ihnen umgeht. Professionelle Kommunikation, klare Rahmenbedingungen und eine gesunde Portion Gelassenheit helfen mir, auch herausfordernde Situationen souverän zu meistern. Und wenn doch einmal ein besonders anstrengendes Projekt dabei ist? Dann erinnere ich mich daran, dass solche Fälle die Ausnahme sind – und trinke eine extra große Tasse Kaffee.
Hast du in deinem Beruf auch mit herausfordernden Kunden zu tun? Welche Strategien helfen dir im Umgang mit ihnen? Ich freue mich auf den Austausch!